Meldungen aus dem Bezirksverband Münster
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„Kostbare Erde“ – Projekttage der Otto-Burrmeister-Realschule

Recklinghausen. Kurz vor den Sommerferien drehte sich an der Otto-Burrmeister-Realschule in Recklinghausen an den Projekttagen vom 3. bis 5. Juli mit einer Vielzahl unterschiedlicher Angebote alles um das Thema „Kostbare Erde“. Im Rahmen der Bildungspartnerschaft zwischen der Schule und dem Volksbund hat auch Bildungsreferent Daniel Gollmann zusammen mit den Lehrer*innen Fatima Schmidt und Jürgen Dreifke sowie Jürgen Pohl von der VHS Recklinghausen ein Angebot zum Thema „Krieg und Umwelt“ gestaltet, für das sich 15 Schüler*innen interessierten. Ziel war es, in lokalen Bezügen aufzuzeigen, welche Auswirkungen – negativ wie positiv – militärisches Handeln auf die Natur hat.

Im Mittelpunkt des ersten Tages standen zwei alte, heute nicht mehr genutzte Friedhöfe, an denen man die jüngere Geschichte der Stadt Recklinghausen nachvollziehen kann. Schwerpunkt der Führung von Jürgen Pohl (VHS) über den Lohtor-Friedhof, auf dem zahlreiche lokale Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts bestattet sind, war die Gedenkstätte davor. Diese wandelte sich von einem Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Recklinghäuser (1928) durch ergänzende Gedenkplatten für die Gefallenen und zivilen Opfer des Zweiten Weltkriegs (1955) sowie die Opfer der NS-Diktatur und die Heimatvertriebenen (Mitte der 1990er) zu einem Mahnmal für alle Opfer von Krieg und Gewalt. Auch auf dem evangelischen Friedhof an der Halterner Straße haben die Weltkriege in Gestalt von vier Kriegsgräberfeldern, die hier im Mittelpunkt standen, ihre Spuren hinterlassen. Der Charakter beider Friedhöfe hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Park entwickelt, der Pflanzen und Tieren Lebensraum bietet und Anwohnern als Erholungsgebiet dient.

Am Donnerstag stand ein Ausflug nach Haltern am See zum ehemaligen Truppenübungsplatz Borkenberge auf dem Programm. Ein Mitarbeiter des Naturschutzzentrums Coesfeld e.V. wusste mit mancher Information zu überraschen: Auf dem Gelände konnten mehr als 2.700 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten nachgewiesen werden, von denen über 400 auf den Roten Listen besonders gefährdeter Arten stehen. Eine Ursache für diese außergewöhnliche Vielfalt ist die militärische Nutzung. Diese schuf durch das Befahren mit Kettenfahrzeugen ein Netz offener Sandwege und trug durch gezielte Pflegemaßnahmen zur Offenhaltung der Heideflächen bei. Die Heidelandschaft bzw. den halboffenen Übergangsbereich zwischen Heide und Wald benötigen z.B. selten gewordene Bodenbrüter wie Ziegenmelker oder Schwarzkehlchen und in den Fahrspuren der Sandwege entstehen Kleinstgewässer, in denen seltene Arten wie der Sommer-Feenkrebs oder Hirschsprung vorkommen – Tier- und Pflanzenarten, von denen die Schüler*innen noch nie gehört hatten. Heute ist das u.a. aus Heidefläche, Laubwäldern und Mooren bestehende Gebiet eine geschützte Naturerbefläche, die aufwendig gepflegt werden muss, um die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten.

Es gibt aber auch unzählige Beispiele, die zeigen, dass militärisches Handeln negative Einflüsse auf Mensch und Umwelt hat. Diesen Aspekt vermittelte Bildungsreferent Daniel Gollmann (Volksbund) am Beispiel des Standortes Haltern-Sythen der Westfälisch-Anhaltinischen Sprengstoff-AG (WASAG) anhand zahlreicher Abbildungen, da man das 2018 stillgelegte Gelände gegenwärtig nicht betreten darf. Während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) wurde in dem Werk, das zuvor (und mit Ausnahme des Zweiten Weltkriegs auch danach) Sprengstoffe für den Bergbau des Ruhrgebiets produziert hatte, Sprengstoffe für Granaten und Minen hergestellt und verfüllt sowie erbeutete Munition der Kriegsgegner zerlegt und wiederverwertet. Außerdem wurden hier noch bis 1922 auf Geheiß der Alliierten Granaten unschädlich gemacht. In diesen Jahren ereigneten sich durch direkt ins Erdreich geleitetes Spülwasser mit Produktionsrückständen die größten, folgenschwersten Verunreinigungen des Bodens, der stark mit sprengstofftypischen Verbindungen wie dem hochgradig gesundheits- und umweltschädlichen Trinitrotoluol (TNT) belastet ist. Über den Boden gelangten die Schadstoffe auch ins Grundwasser, mit dem sie sich großflächig ausbreiteten. Die Höhe der gemessenen Konzentration führte im Ortsteil Sythen zu einem Nutzungsverbot für Grundwasser. So gefährden Umweltsünden, die rund 100 Jahre zurückliegen, noch heute Mensch und Natur.

Am Samstag wurden die Projekte interessierten Bürger*innen auf dem Holzmarkt präsentiert, ergänzt durch ein buntes Bühnenprogramm, das ebenfalls von Schüler*innen der Schule gestaltet wurde.

Text und Fotos: Daniel Gollmann