Warendorf-Riga. In den Jahren 2014 und 2015 war [der Historiker] Matthias M. Ester zuletzt in Lettland. [Anlässlich der Studienreise des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.] besuchte er das schon 1989 gegründete Museum Jews in Latvia und das im Aufbau befindliche Riga Ghetto and Latvian Holocaust Museum in der lettischen Hauptstadt sowie die 2001 vom Volksbund eingeweihte Gedenkstätte an die Opfer des Naziterrors in Bikernieki. Riga sei nicht nur ein Ort gewesen, in dem deutsche Juden getötet wurden. „Man muss auch sehen, was mit den lettischen Juden passiert ist“, mahnt Ester.
„Für die deutschen Juden wurde im Ghetto Platz geschaffen, indem erst die lettischen vernichtet wurden.“ So gesehen seien die nationalsozialistischen Tatorte heute europäische Gedenkstätten.“ 2002 ist die Stadt Warendorf dem Deutschen Riga-Komitee beigetreten. Ein Namensstein erinnert an die Warendorfer Bürger, die ins sogenannte „Reichsjuden-Ghetto“ verschleppt und hier ermordet worden sind.
„Das Städtebündnis [Riga-Komitee] möchte die Erinnerung an die Deportierten und Ermordeten wachhalten, in der Heimat wie am Tötungsort in Lettland“, erzählt Ester, der anlässlich der Studienreise des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Juni dieses Jahres gemeinsam mit Cordula Mense-Frerich in Riga an das Schicksal Ella Spiegels erinnerte. Das Mädchen, Jahrgang 1887, war Schülerin der Höheren Töchterschule in Warendorf, Vorgängerschule des Mariengymnasiums, an dem Mense-Frerich als Lehrerin tätig ist.
Quellangabe: Text Joke Brocker (Westfälische Nachrichten) - Ergänzungen [Jens Effkemann]
Vom 9. bis zum 15. Juli 2016 bietet der Bezirksverband Münster des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge erneut eine Studienreise nach Riga an. Die Reisegruppe begibt sich unter der Leitung des erwähnten Historikers Matthias M. Ester in der lettischen Hauptstadt auf Spurensuche nach den authentischen Orten der Ghetto- und Lager-Internierung und der Ermordung der Juden aus Westfalen und dem Rheinland, die 1941/42 nach Riga verschleppt wurden.
Selbstverständlich werden auch der kulturhistorische Reichtum der baltischen Metropole über die Jahrhunderte hinweg und die wechselhafte Geschichte gerade im 20. Jahrhundert berücksichtigt. Rundgänge führen durch die Altstadt (Hanse) und das Jugendstil-Viertel. Die neue Nationalbibliothek wird besucht wie auch die Markthallen zwischen Altstadt und Speicherstadt. Ebenso werden aktuelle Themen angesprochen: Wie geht Lettland heute mit der langen Phase der sowjetischen Besatzung um? Wo sieht sich Lettland heute, nach der Wiedererlangung von Demokratie, Freiheit und Souveränität; im Prozess der europäischen Integration? Wie nimmt Lettland als unmittelbarer Nachbar Russlands die politische Krise um die Ukraine wahr?
Die gesamte Ausschreibung der Reise kann über die Bezirksgeschäftsstelle in Münster (s. Kontaktdaten unten) angefordert werden.
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. - Bezirksverband Münster - Bült 2 - 48143 Münster - Telefon: 0251/56834 - Mail: muenster@volksbund.de