Gelsenkirchen. Gut 60 Schülerinnen und Schüler waren am 1. März 2017 der Einladung von Frau Judith Neuwald-Tasbach gefolgt und zur Neuen Synagoge in Gelsenkirchen gekommen. Vertreten waren gemeinsam mit ihren Lehrern eine neunte Klasse der Lessing Realschule, ein Geschichtskurs der Jahrgangsstufe elf der Gesamtschule Horst und ein Geschichtskurs des Weiterbildungskollegs Emscher-Lippe.
Als Vorsitzende der jüdischen Gemeinde begrüßte Frau Neuwald-Tasbach die Gäste und betonte den besonderen Charakter der Veranstaltung.
Im Anschluss berichtete die Bildungsreferentin des Volksbundes, Verena Effgen, den Schülerinnen und Schülern zunächst über die Arbeit der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Dabei stellte sie heraus, dass der Verband sich originär um die Errichtung und den Erhalt von Kriegsgräberstätten im Ausland gekümmert habe auf denen sich überwiegend deutsche Soldaten befinden.
In einem etwa 20 minütigen Film über das ehemalige Rigaer Ghetto und die heutige Gedenkstätte in Riga-Bikernieki erfuhren die jungen Menschen aus Gelsenkirchen etwas über die besondere Bedeutung dieses jüdischen Gedenkortes in Riga und über das Deutsche Riga Komitee dem die Stadt Gelsenkirchen im Jahr 2007 beigetreten war.
In einer anschließenden Diskussion lenkte Frau Effgen den Blick auf aktuelle Entwicklungen in Deutschland. Schnell wurde deutlich, dass wir auch heute Menschen in unserer Gesellschaft ausgrenzen. Im Gespräch wurde nach Gründen für dieses Verhalten gesucht. Den Schülerinnen und Schülern wurde aufgezeigt, dass jede/r Einzelne sich für ein friedvolles Miteinander und eine demokratische Gesellschaft einsetzen müsse. Denn Demokratie und Frieden funktionierten nun einmal nicht einfach so.
Abschließend hatten die Jugendlichen Gelegenheit, sich die Ausstellung „Bikernieki - Wald der Toten“ anzusehen. Diese Ausstellung des Volksbundes zeichnet die lange vergessene Geschichte der etwa 25.000 Menschen jüdischen Glaubens nach, die in den Jahren 1941/42 von den Nationalsozialisten aus vielen Städten Westfalens, aus Österreich, Tschechien und dem übrigen Reichsgebiet nach Riga deportiert worden waren. Unter ihnen waren auch zahlreiche Kinder.
Nur eine kleine Gruppe der Deportierten überlebte. Etwa 12.000 Menschen wurden im Wald von Bikernieki erschossen und dort verscharrt.
Den meisten Schülerinnen und Schülern war bis zu diesem Tag nicht klar gewesen, dass auch aus ihrer Heimatstadt viele jüdische Mensche nach Riga deportiert worden waren.
Interessant war in diesem Zusammenhang, dass einige der Schülerinnen und Schüler das Projekt Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig kannten. Dieses wurde im Vortrag von Frau Effgen und auch in dem Film vorgestellt. Der Geschichtskurs der Jahrgangsstufe elf von der Gesamtschule Horst beschloss spontan, auf dem Rückweg zur Schule einen dieser Stolpersteine aufzusuchen.
Außerdem entstand die Idee, im kommenden Jahr mit einer Delegation verschiedener Gelsenkirchener Schulen nach Riga zu reisen, um die Gedenkstätte im Wald von Bikernieki zu besuchen.