MÜNSTERLAND / RIGA.
Für die drei Bürgermeister aus dem Münsterland war es kein leichter Weg, den sie am Samstag antraten, als sie in der Gedenkstätte Bikernieki drei Gedenksteine mit den Namen der Städte ihrer Bestimmung übergaben.
Der idyllische Schein, den der östlich vor der lettischen Hauptstadt Riga gelegene Wald heute verbreitet, trügt. In den Jahren 1941 und 1942 wurde der Wald zum Massengrab von mehr als 25 000 Juden aus dem Deutschen Reich. Auch viele Menschen jüdischen Glaubens aus dem Münsterland wurden in Bikernieki erschossen.
Dem Beispiel münsterländischer Städte wie Münster (Gründungsmitglied), Steinfurt, Warendorf, Billerbeck, Vreden, Coesfeld und Stadtlohn waren in jüngerer Zeit Dülmen, Drensteinfurt, Ahlen und Gescher gefolgt, weil auch in ihren Städten Mitglieder der jüdischen Gemeinde in größerer Zahl in das Rigaer Ghetto deportiert worden waren. Übereinstimmend appellierten die Bürgermeister aus Ahlen, Dülmen und Gescher an die Teilnehmer der Gedenkfeier, das damalige Geschehen nicht zu vergessen.
Sie warnten davor, den Nationalsozialisten im Nachhinein Recht zu geben. „Wir müssen den Opfern ein Gesicht geben“, forderte die Dülmener Bürgermeisterin Lisa Stremlau. Ihr Ahlener Kollege Benedikt Ruhmöller, der auch für seinen Drensteinfurter Kollegen sprach, warnte vor den Gefahren eines erneut um sich greifenden Antisemitismus im Zuge des israelisch-palästinensischen Konflikts um den Gaza-Streifen. „Erinnern heißt sichtbar machen“, führte Hubert Effkemann, Bürgermeister in Gescher, aus, der das eigentliche Gedenken an die 20 verschleppten und ermordeten Juden aus Gescher zwei Schülern der dortigen Realschule und der Konrektorin übertrug.
Neben einer Reisegruppe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Bezirksverband Münster unter Leitung des münsterischen Historikers Matthias Ester verfolgten auch 14 Jugendliche aus Deutschland und sieben einheimische die Gedenkfeier. Sie befreiten die Massengräber von Unkraut und Verwitterung.