Datteln. Nach dem Gedenken an den Überfall auf die Sowjetunion vor 80 Jahren erinnern wir in diesem Winter vor allem an die Menschen, die nach der nationalsozialistischen Okkupation 1941/42 aus ihrer Heimat im heutigen Nordrhein-Westfalen nach Riga deportiert wurden. Eine wesentliche Grundlage für das Gedenken wurde durch das deutsch-lettische Kriegsgräberabkommen 1996 und durch die Gründung des Deutschen Riga-Komitees im Jahr 2000 gelegt. Waren es zu Anfang bundesweit nur 13 Mitglieder in dem Städtebündnis (www.riga-komitee.de), ist deren Zahl mittlerweile auf 65 angewachsen. Im Folgenden veröffentlichen wir den Text zur letzten Beitrittsveranstaltung in Datteln, die bereits am 9. November stattgefunden hat:
Es war eine würdige Veranstaltung gestern im Sitzungssaal des Rathauses: Als 65. Stadt ist Datteln dem Riga-Komitee beigetreten. Bürgermeister André Dora unterschrieb die Beitrittsurkunde im Beisein von Regierungspräsidentin Dorothee Feller (siehe Foto). Der Rat der Stadt Datteln hatte sich zuvor einstimmig für diesen Schritt ausgesprochen.
„Mit dem Beitritt zum Riga-Komitee möchten wir die Erinnerung daran wachhalten, was auch in unserer Stadt vor ungefähr 80 Jahren passiert ist: dass Dattelner Jüdinnen und Juden nach Riga deportiert und dort ermordet worden sind“, sagte André Dora.
Es sei ihm eine „echte Herzensangelegenheit", führte Dora weiter aus, seit im Oktober 2019 die Ausstellung „Biķernieki - Der Wald der Toten“ im Dorfschultenhof gezeigt wurde. Angesichts dieser schrecklichen Taten, die die Nazis den Jüdinnen und Juden angetan hatten, wusste er, „dass wir dieses Thema noch mehr beleuchten müssen“.
Schüler*innen der Oberstufe des Comenius-Gymnasiums hatten sechs lebensgroße schattenumrissartige Figuren aufgestellt, die das Schicksal jüdischer Menschen symbolisieren, die sich auf ihrer letzten Reise ins Vernichtungslager befinden. Die Schüler*innen lasen ergreifende Stellen aus dem Buch „Ich überlebte Rumbula“ von Frida Michelson (siehe Foto).
Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei hielt einen ergreifenden Vortrag unter dem Titel „Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga“, der den Zuschauer*innen klarmachte, dass das Schicksal der nach Riga deportierten Jüdinnen und Juden viele Jahre nicht thematisiert worden war. Der angespannten Aufmerksamkeit der Zuhörer*innen war anzumerken, wie dieses Ausmaß an Gräueltaten uns so lange gar nicht bekannt war.
Musikalische Beiträge - von John Stanley und Johann Christoph Pepusch - intonierten Kristin Seifert (Querflöte), Laura Winnizki (E-Piano) und Matthias Spaeth (Cello).
Fotos und Text: Dirk Lehmanski (Pressesprecher Stadt Datteln)
Hinweis: Unter dem folgenden Link finden Sie die offizielle Beitrittsurkunde der Stadt Datteln zum Deutschen Riga-Komitee.
Zur Veranstaltung liegt ein Bericht von Theodor Beckmann, dem 1. Vorsitzenden des Plattdeutschen Sprach- und Heimatvereins Datteln 1922, vor. Seinen Bericht sowie den Artikel von Sebastian Balint in der Dattelner Morgenpost mit dem Titel „Für 13 Dattelner Juden war Riga die Endstation“ finden Sie unter dem folgenden Link.