Meldungen aus dem Bezirksverband Münster
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Bildung und Erinnerungskultur rückt in Fokus

Pressetermin des Ortsverbandes in Beckum über die sich wandelnden Aufgaben des Volksbundes

Mareen Ostkotte und Wiesbrock

Beckum. Die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. wäre ohne Unterstützung der Kommunen in der Fläche nicht möglich. In Beckum prägt der Bürgermeister Michael Gerdhenrich als Ortsvorsitzender gemeinsam mit dem Ortsgeschäftsführer Martin May-Neitemann im Wesentlichen die Arbeit des Vereins. Beide waren nun zu einem Pressetermin eingeladen und berichteten dabei, wie sehr sich die Arbeit des Volksbundes verändert. Lesen Sie hierzu den folgenden Artikel von Mareen Ostkotte von der "Glocke":

„Eine lange Tradition, wenngleich auch aus unschönem Anlass, hat die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Seit 1919 - also nunmehr 104 Jahren - kümmert er sich darum, Kriegstote zu suchen, zu bergen, würdig zu bestatten und die Gräber zu pflegen - sowohl im In- als auch im Ausland. Doch wie kam es dazu?

'Entstanden ist das damals aus einer Regelung im Versailler Vertrag', sagt Michael Gerdhenrich, Bürgermeister und Vorsitzender des Volksbundes in Beckum. Auf der Webseite des Volksbundes heißt es dazu: 'Die Regierungen verpflichten sich, dass die Grabstätten mit Achtung behandelt und instandgehalten werden (Artikel 225) und Informationen über die Toten und die Gräber ausgetauscht werden (Artikel 226)'.

Mittlerweile werden mehr als 830 Kriegsgräberstätten in 46 Ländern betreut - unter anderem in Beckum und Neubeckum. 'Es gibt 87 Kriegsgräber auf dem Friedhof an der Elisabethstraße [siehe Foto]', sagt Martin May-Neitemann, Geschäftsführer des Beckumer Ortsverbandes und Fachdienstleiter Soziale Dienste. 'Es gibt Listen dazu. Wir wissen genau, wer dort liegt.' Außerdem gebe es auf dem katholischen Friedhof Neubeckum zwei Gräber. Und auch auf dem evangelischen Friedhof seien Kriegstote bestattet - allerdings habe man dazu keine genaueren Angaben. Insgesamt 443 Beckumer seien in den Kriegen gefallen - wie viele noch vermisst werden, könne man nicht sagen.

'Es wird weiter gesucht und viel Arbeit investiert', sagen die beiden Amtsträger. Allerdings werde es im Laufe der Zeit schwieriger, eventuelle Kriegsgräber zu erkennen. 'Man ist auf Hinweise angewiesen. Es kann außerdem sein, dass die Gräber geplündert oder überbaut wurden', erklärt Gerdhenrich. 'Wenn noch Gräber gefunden werden, wird sich aber selbstverständlich darum gekümmert.'

Doch geht es bei der Arbeit, die der Volksbund leistet, um viel mehr als die Grabpflege. Mittlerweile seien viele Schicksale aufbereitet. 'Deshalb kann man den Fokus der Arbeit in Richtung Bildung und Erinnerungskultur verschieben', erklärt Michael Gerdhenrich.

Als humanitäre Organisation trete der Volksbund dabei für Friede, Freiheit und Demokratie ein. 'Zum einen ist die Arbeit des Volksbundes und die Organisation von Veranstaltungen wie beispielsweise zum Volkstrauertag eine Mahnung vor dem, was passieren kann, wenn Krieg herrscht', sind sich beide Männer einig. Zum anderen sei man auch Träger der freien Jugendhilfe und betreibe als einziger Kriegsgräberdienst der Welt eine eigene Jugend- und Schularbeit. Dafür wurden in räumlicher Nähe zu Kriegsgräberstätten vier Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten errichtet - unter anderem eine auf Usedom auf dem Golm.

Finanzierung durch Spenden möglich

Um die Arbeit des Volksbundes finanzieren zu können, sei die Organisation auf Spenden angewiesen. 'Ca. 60 Prozent der Kosten werden über Spenden getragen', sagt Martin May-Neitemann. 20 Prozent der Kosten kämen durch Haus- und Straßensammlungen wieder rein.

Vergangenen Samstag erst haben sich Vertreter der Fraktionen, der Verwaltung sowie der Vorsitzende des Ortsverbandes Beckum, Bürgermeister Michael Gerdhenrich, zur jährlich stattfindenden Auftaktsammlung getroffen. 487 Euro seien dabei zusammengekommen. 'Ein Rekordergebnis', sagt der Bürgermeister. Ein wichtiger Termin, da sind sich die beiden Verantwortlichen einig - nicht nur wegen des Geldes.

'Die Außenwirkung sollte man nicht unterschätzen', erklärt Martin May-Neitemann. Man komme ins Gespräch, könne die Arbeit des Volksbundes erklären. 'So unschön das Thema Krieg auch ist: Es ist wichtig, dass es aufgearbeitet wird', ergänzt Michael Gerdhenrich. Auf Kritik stoße man dabei nur sehr selten - auch nicht in den aktuell krisengeplagten Zeiten. 'Es geht sogar eher ein Ruck durch die Gesellschaft, seitdem die Themen Krieg und Asyl auch hier mehr ankommen.'

Zukunftsvision: Die Jugend noch mehr einbeziehen

Auch im Bereich der Haus- und Straßensammlung möchte der Ortsverband Beckum in Zukunft an die Jugendarbeit denken. 'Ich würde gerne wieder Schüler in die Haus- und Straßensammlung einbeziehen', erzählt Martin May-Neitemann. Einmal habe er das schon mit Erfolg gemacht. Doch dafür brauche es zum einen aufgeschlossene Lehrer und zum anderen Platz im engmaschigen Stundenplan.

Doch auch ansonsten kann der Volksbund in Beckum auf viel Unterstützung setzen - sei es vom Deutschen Roten Kreuz, dem Männergesangsverein, den Spielmannszügen und vielen weiteren. Denn auch wenn die Mammutaufgabe der Gräbersuche und -pflege nicht von den Ortsverbänden gestemmt werden müsse, seien die kleinteiligen Strukturen wichtig, um den Volksbund und die Erinnerungskultur in den Köpfen der Bevölkerung wach zu halten. Das klappe dank der großen Unterstützung in Beckum sehr gut. […]“

Fotos: Mareen Ostkotte und Wiesbrock

Text: Mareen Ostkotte (Die Glocke)