Ahaus. Die Stadt Ahaus ist nun offiziell Mitglied im Deutschen Riga-Komitee. Bürgermeisterin Karola Voß unterzeichnete im Ratssaal der Stadt die Beitrittsurkunde. Etwa 60 Gäste waren zur Feierstunde am 2. Dezember gekommen, darunter der Regierungspräsident, Professor Dr. Reinhard Klenke, Jens Effkemann vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Lehrer und Schüler der weiterführenden Ahauser Schulen sowie Vertreter des Arbeitskreises Ahauser Geschichte und des Stadtrats.
In den Jahren 1941/42 wurden deutsche, österreichische und tschechische Menschen jüdischen Glaubens aus dem ehemaligen Deutschen Reich – insgesamt mehr als 25.000 Menschen – in das Ghetto von Riga deportiert. Dort, oder in den Wäldern von Bikernieki, teilweise auch in den Wäldern bei Rumbula, wurden diese Menschen ermordet.
Zu den Deportierten gehörten auch 22 Ahauserinnen und Ahauser. Nur vier von ihnen haben dieses Grauen überlebt. Dies waren die Schwestern Marga und Helga-Miriam Cohen sowie die Schwestern Ilse und Marianne de Jong.
Aus Ahaus nach Riga deportiert und ermordet wurden der Witwer Moritz Cohen mit seiner Schwester Frieda und seinem Sohn Ernst, Irma Gottschalk mit ihrem Sohn Ernst-Josef und ihren Eltern Adolf und Billa Kahn, das Ehepaar Moses und Else de Jong, Felix Schlösser mit seiner Ehefrau Erna und den Söhnen Leo und Bernhard, Rudolf und Emmy Schlösser mit ihrem Sohn Max, Dr. Max Schlösser und seine Ehefrau Emma.
Der Rat der Stadt Ahaus hatte sich im vergangenen Jahr auf Anregung des VHS-Arbeitskreises „Ahauser Geschichte 1933-1945“, der Anne-Frank-Realschule und des Alexander-Hegius-Gymnasiums [Patenschule des Volksbundes beim Projekt "Schule ohne Rassismus"] einstimmig dafür ausgesprochen, dem Riga-Komitee beizutreten. Das Komitee wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge initiiert. Es will dazu beitragen, über die Geschichte der Deportationen zu informieren und diese niemals zu vergessen. Ausgehend von der Wiederinstandsetzung der Gedenkstätte im Wald von Riga-Bikernieki am Anfang dieses Jahrtausends, hat sich zwischen den Städten des Komitees eine sehr lebendige Erinnerungs- und Gedenkkultur etabliert. Das Städtebündnis und der Volksbund bieten etwa diesbezügliche Jugendbegegnungsprojekte und Studienreise in die lettische Hauptstadt an.
Die Ausstellung „Bikernieki – Wald der Toten“ vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die VHS-Ausstellung zu den deportierten Ahauser Juden ist noch bis mindestens Ende kommender Woche (KW 51) im Foyer vor dem Ahauser Ratssaal zu sehen.
Foto (Hans-Jürgen Kipker) und Text (Stefan Hilbring) Stadt Ahaus
Zum Pressefoto fanden sich ehemalige Schülerinnen der Anne-Frank-Realschule, Hermann Löhring (Lehrer an der Anne-Frank-Realschule und Mitglied des VHS-Arbeitskreises), Dr. Patrick Spell (Lehrer am Alexander-Hegius-Gymnasium Ahaus und Mitglied des VHS-Arbeitskreises), Regierungspräsident Prof. Dr. Reinhard Klenke, Bürgermeisterin Karola Voß und Historikerin Ingeborg Höting (Leiterin des VHS-Arbeitskreises) nach der Unterzeichnung der Beitrittsurkunde zusammen.