Coesfeld. Am 15. September 2025 fand in Coesfeld ein besonderer Projekttag unter dem Motto „Gedenk- und Erinnerungszeichen an Krieg und Gewalt sichtbar machen“ statt. Schülerinnen und Schüler eines Religionskurses des Gymnasiums Nepomucenum Coesfeld beschäftigten sich intensiv mit der Geschichte und Bedeutung der Kriegsgräber auf dem St. Lamberti Friedhof.
Geschichte begreifbar machen
Der Tag begann mit einer Einführung in die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und den historischen Hintergrund der Kriegsgräberstätten durch die Bildungsreferentin Nina Kliemke. Anhand von Bildern und Originaldokumenten wurde deutlich: Kriegsgräber gibt es nahezu in jeder Gemeinde - sie sind sichtbare Spuren des Zweiten Weltkrieges.
Im Anschluss besuchten die Schülerinnen und Schüler die Ausstellungsräume im Stadtmuseum DAS TOR, die sich mit dem Kriegsgeschehen und den Bombenangriffen auf die Stadt beschäftigte. Zeitzeugenberichte, Fotos der zerstörten Stadt sowie Informationen zur Vertreibung und Deportation jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger vermittelten ein eindrückliches Bild der Zeit zwischen 1933 bis 1945.
Gedenken und Handeln
Den zentralen Teil des Projekttages bildete die Führung über den St. Lamberti Friedhof, geleitet von Museumspädagogin Annette Grütters. Sie vermittelte den Schülerinnen und Schülern eindrucksvoll die Geschichten hinter den 125 Kriegsgräbern, die sich auf zwei Feldern zwischen zivilen Gräbern befinden. Dabei erläuterte Annette Grütters unter anderem die Schicksale der Familie Vehoff und des niederländischen Kriegstoten Cornelius Stafleu, einem Zwangsarbeiter. Mitglieder der Familie Vehoff starben bei dem Luftangriff der Alliierten am 10. Oktober 1943. Der Tagangriff am 10. Oktober1943 hatte sich gegen Münster gerichtet, wo Schätzungen nach 473 Zivilisten und 200 Soldaten starben. Die Todeszahl der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ist nicht bekannt.
Auch Coesfeld wurde auf dem Rückweg der Bomber getroffen, was zu erheblichen Zerstörungen und Todesopfern führte. In der Folge verstärkte die Stadt den Bau von Bunkern und Luftschutzanlagen zum Schutz der Bevölkerung.
Doch der Tag war nicht nur dem Lernen und Erinnern gewidmet, sondern auch dem aktiven Handeln. Die Schülerinnen und Schüler reinigten die Grabsteine der Kriegsopfer, setzten so ein sichtbares Zeichen des Respekts und der Wertschätzung. Diese praktische Arbeit machte deutlich: Erinnerungskultur lebt vom Engagement jedes Einzelnen.
Dialog und Zukunftsperspektiven
Bürgermeisterin Eliza Diekmann-Cloppenburg würdigte mit ihrem Besuch das Engagement der jungen Menschen. In einem offenen Gespräch mit den Jugendlichen tauschte sie sich darüber aus, wie sie selbst in die Zukunft blicken und was jeder Einzelne für ein friedliches Miteinander tun kann. Gemeinsam gedachten die Schülerinnen und Schüler mit Frau Diekmann-Cloppenburg der Opfer von Krieg und Gewalt – sowohl der Weltkriege als auch aktueller Konflikte.
Ein Aufruf zum Mitmachen
Dieser Projekttag zeigt, wie wichtig es ist, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen – nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch vor Ort. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich in ähnlichen Projekten zu engagieren. Ob Schulklassen, Jugendgruppen oder interessierte Bürgerinnen und Bürger. Jeder kann einen Beitrag leisten, um die Erinnerung wachzuhalten und sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen.
Sie möchten ein ähnliches Projekt in Ihrer Gemeinde umsetzen?
Der Projekttag fand im Rahmen des Monats des Kriegsgrabes unter dem Stichwort “Ge(h)denken!” statt. In diesem Jahr beteiligen sich mehrere Schulen im Regierungsbezirk Münster mit Projekten rund um Kriegsgräberstätten, Friedens- und Gedenkarbeit am Projektmonat.
Möchten Sie sich mit Ihrer Schule oder Organisation auch beteiligen? Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. unterstützt Sie gerne mit Materialien, Führungen und praktischen Anleitungen. Gemeinsam können wir Zeichen setzen – für eine Zukunft, in der Frieden und Respekt selbstverständlich sind. Melden Sie sich gerne an die Regionalgeschäftsstelle in Münster unter westfalen-lippe@volksbund.de.